Gemeinde Halstenbek hat Gold gefunden

01.12.2021

Diesen Eindruck könne man zumindest bekommen, wenn man die neuesten Stellenforderungen aus dem Rathaus liest. Sechs neue Mitarbeiter möchte der Bürgermeister nach der Aufstockung im Frühjahr schon wieder gerne haben, dabei hat er bisher noch nicht einmal die vakanten Stellen in seiner Verwaltung besetzen können. Das wäre wohl alles nicht so schlimm, wenn der Bürgermeister tatsächlich auf Gemeindegrund auf hochwertige Edelmetalle gestoßen wäre. Dem ist aber Stand heute wohl nicht so. Ganz im Gegenteil: Die Gemeinde steht aktuell vor einem riesigen Schuldenberg und wurde von der Kommunalaufsicht auch schon auf die desaströse Lage hingewiesen. Seine neuen Stellen sollen die Steuerzahler in Zukunft trotzdem jährlich fast eine halbe Million Euro kosten. Bürgermeister von Rüden trat seiner Zeit mit den markigen Zielen der Verwaltungsoptimierung und Haushaltskonsolidierung an, ehrbare Ziele angesichts einer steigenden Verschuldung von mittlerweile über 54 Millionen Euro nur im Kernhaushalt. Sein größter Erfolg? Im Jahr 2021 konnte er eine Erhöhung der Hundesteuer durchsetzen, die der Gemeinde ganze 30.000 Euro einbrachte.
Eines der Argumente für die neuen Stellen ist der Bürgerzuwachs in Halstenbek in den letzten Jahren. Wie ein Gemeindevertreter in der Sitzung pointiert darstellte: Wenn man mal nach dem Stellenzuwachs des Rathauses in den letzten Jahren rechnet, wäre Halstenbek mittlerweile größer als Pinneberg…
Ein Argument, warum dieser extreme Stellenzuwachs (über 88 Prozent in den letzten zehn Jahren! Allein ~10 Stellen Anfang 2021) so nicht zählt, sei die Tatsache, dass der Personalanstieg im fraglichen Fachbereich (das, was früher mal Dezernat hieß) ja deutlich geringer gewesen sei und dass ja viele der neuen Angestellten, Mitarbeiter der notgedrungen auf kommunale Trägerschaft umgestellten Kitas und der OGTS seien. Davon gibt es tatsächlich, verglichen mit ähnlich großen Kommunen, außerordentlich viele - was übrigens den Haushalt auch nicht grade entlastet. Diese sind in der oben genannten Steigerung aber noch gar nicht enthalten! Die kämen noch dazu! Der Zuwachs steht in keinerlei Verhältnis zur Bevölkerungsentwicklung. Apropos Entwicklung: Die Fluktuation von Verwaltungsmitarbeitern in Vorgesetztenpositionen ist seit Beginn der Amtszeit des aktuellen Bürgermeisters auch gestiegen. Was wohl der Grund ist für diese „beruflichen Neuorientierungen“? – Auch diese ‚Fluktuation‘ verstärkt das Problem des chronischen Mangels an eingearbeitetem Personal weiter.
Wo und was ist denn nun der Knackpunkt der personellen Überforderung, für die die neuen Stellen her sollen? Drei Erklärungen bieten sich an: Erstens, das Verwaltungspersonal arbeitet ineffektiv, das wollen natürlich nicht unterstellen, zweitens, die Organisation der Verwaltung ist schlecht aufgebaut – aber war das nicht das große Ziel des Bürgermeisterkandidaten…? Oder drittens, die Aufgabenfülle, die die Politik der Verwaltung aufhäuft, ist einfach zu groß. Hier seien zum Beispiel die ohne Not (und teilweise ohne Kopf) aufgerissenen Straßen, die (auch extrem und unnötig Geld verschwendende) Sanierung der Grundschule Bickbargen statt eines Neubaus, der eingeplante aber nicht durchgeführte Abriss des AWO-Hauses oder auch die Fülle an kleinteiligen Wünschen im Umweltausschuss erwähnt. Nun ja, man könnte fast meinen, die Ampel-Mehrheit in Halstenbek, die dies alles beschlossen hat, wolle gewaschen, aber nicht nass gemacht werden. Diese ist es dann auch gewesen, die trotz Alternativvorschlag einer praktikablen, schlankeren Lösung alle sechs Stellen durchgewunken hat. Es sei noch einmal erinnert: 450.000 Euro. Jährlich. Zusätzlich. Aber zum Glück hat die Gemeinde Halstenbek ja Gold gefunden.

Ingvar Neubauer, stellv. Fraktionsvorsitzender CDU Halstenbek